Eindrücke im Ausland

 

Die ersten Auslandsreisen waren spannend, voll neuer Eindrücke. Seltsamerweise traten später Wiederholungen auf, weil hinter den Äußerlichkeiten viele Abläufe sehr ähnlich waren. Fremde Länder wurden immer schneller verständlich.

Bei Häusern und Waren ist das optisch noch  stärker geworden. Glücklicherweise haben andere wichtige Dinge ihre Eigenarten nicht verloren. Alte Traditionen. Stadtzentren. Kleidung.

Die Zukunft scheint immer weniger Unterschiede zu kennen. Die Elektronik verkürzt geographische Abstände.

Glücklich sind trotzdem nicht Alle, weil sie an ihren Eigenarten hängen. Solche Träume müssen erfüllbar bleiben, nicht nur als Randerscheinungen.

 

Am Mittelmeer

 

12.5.2021. Der Weg über die Alpen ist nicht besonders lang und hat in den Fünfziger Jahren den Massentourismus mitbegründet. Da gibt es seitdem  viele andere Möglichkeiten, und Ziele auf fernen Kontinenten sind sogar preiswerter geworden.

 

Von 1980 bis 1984 bin ich im Spätsommer nach Italien gereist. Badetourismus am Strand war zu langweilig, aber man hatte viele Möglichkeiten, das Land genauer kennenzulernen.

 

Verona, Venedig, Florenz, Rom, Neapel und viele kleinere Städte zogen unterwegs vorbei, dazu klassische Landschaften, Städte und das Meer, das von jedem Punkt aus schnell erreichbar ist.

 

Dazu kamen Informationen aus vielen anderen Quellen, die Blicke tief unter die Oberfläche möglich machten. Ein Beispiel dafür, was man Alles entdecken kann, wenn man will.

Dazu die Kultur, vor Allem die Musik.

Der Platz dafür ist hier begrenzt. Aber in allen Bereichen gibt es Stichwörter, aus denen sich große Gedankengebäude bauen lassen.

Jeder hat die Möglichkeit dazu. Leider nutzen Viele das nur wenig, wollen aber trotzdem wichtig sein.

Ein Grund für die meisten Krisen unserer Zeit.

 

Im Oktober 1978 gab es eine Autofahrt aus dem westfälischen Münster nach Jordanien, mitten durch das damalige Jugoslawien, Belgrad. Ploviv in Bulgarien. Die Türkei mit Istanbaul und Ankara. Damaskus und Syrien, bis nach Amman. Keine Reiseleitung, damals ein richtiges Abenteuer, dessen Gefählichkeit erst Wochen später klar wurde. Andererseits unvergesslich, selbst der spannendste Film zeigt viel weniger als die Wirklichkeit.

 

London ist mit dem Flugzeug leicht erreichbar. Geht man selbst durch die Stadt, hat sie ein viel eindringlicheres Gesicht. Im Dezember  2005 blieb das noch an Äußerlichkeiten hängen. Eigentlich müsste man solche Reiseberichte noch einmal ganz neu schreiben. Aber der Zeitaufwand ist zu groß.

 

 

Wien 1996 - 2005

 

7.5.2021. Hauptstädte liegen oft mitten im Staat. Wenn die Staaten im Lauf der Jahrhunderte unruhig waren, eroberten sie ihre Nachbarländer oder verloren sie. Österreich hatte von 1867 bis 1918  eine kaiserlich-königliche Monachie (k. und k.), mit dem Märchenkaiser Franz Josef I. und seiner Märchenkaiserin Sissi.

Er war nicht besonders glücklich und seufzte, "Ich bin der einzige Herrscher, in dessen Reich die Krise nicht untergeht." Zu seinem Gebiet gehörte auch Ungarn, und von dort aus gab es immer wieder  Unzufriedenheit und Streitereien. Mit dem Ende des ersten Weltkriegs brach die Doppelmonaechie auseinander. Vorher hatten Fanatiker am 10.9.1898 die Kaiserin  Sissi und am 28.6.1914 den Sohn, Erzherzog Franz Ferdinand, ermordet.

 

In Russland  kam es zur gewaltsamen Oktoberrevolution. Zar Nikolaj II. wurde verhaftet und am 17.7.1918 mit seiner gesamten  Familie erschossen.

 

Wien liegt fast an der östlichen Grenze des Landes. Es wurde von Kriegszerstörungen überwiegend verschont. Zwischen 1996 und 2015, war ich fast jedes Jahr dort. Als Urlauber bekommt man Vieles gar nicht mit, was später in vielen Büchern und Filmen zu finden ist.

 

Die Bauten haben so viel unverfälschte historische Substanz, dass man sich an die seligen Walzerzeiten der Monarchie sofort erinnern kann. Im Stadtspark steht ein überlebensgroßes, goldenes Denkmal des Walzerkönigs Johann Strauß. Nicht weit entfernt ist der Kursalon Hübner, vor dessen Sommerterrasse nachmittags Walzerkonzerte stattfinden.

 

Mit dem Stadtbus ist man schnell im Weindorf Grinzing, das im Winter nicht von Touristenmassen überlaufen ist. Im Armenviertel am Spittelberg versuchte Joseph, der Sohn von Kaiserin Maria Theresia (1717 - 1780), herauszufinden, was seine Untertanen abends so machen. Er landete, verkleidet, in einer verrufenen Kneipe, fiel dort aber wegen seines vornehmen Benehmens sofort auf und landete auf der Straße.

 

 Über Österreich kann man lange Berichte schreiben, aber dafür ist hier kein Platz. Die Weinregion Wachau, direkt an der Donau,  lohnt sich auch bei Tagesauflügen, und Salzburg, ganz im Westen, kann man immer wieder anschauen.

 

Das Land hat immer noch ein ganz eigenes Gesicht. Seit dem Weimarer "Bauhaus" von 1919 hat sich die Architektur der Welt-Städte langweilig und gleichförmig angepasst. Meist sieht man rechteckige Hochhäuser ("Schuhschachteln") aus preiswerten Materialien, die mit Kunst nichts zu tun haben. Denn das Wort kommt von "Können", nicht vom "Wollen",  sonst hieße es "Wunst". Klingt lustig, ist es aber nicht.

 

Dass sie Welt sich überall annähert und zusammenarbeitet, ist eine gute Sache. Die Frage ist nur, in weelchen Bereichen.

 

Spanien 1986

 

28.4.2021. Das beliebte Urlaubsland Spanien habe ich nur einmal gesehen, im Juni 1986. Ziel sollte Südfrankreich sein, aber dort war Alles viel zu teuer und die Grenze nicht weit. Die alten Bilder sind nicht vergessen, sondern immer klarer geworden. Weil ein Stichwort reicht, um die Gedankenbrücken wieder herzustellen.

Vieles blieb zunächst  nur flüchtig hängen, aber es verknüpfte sich mit Allem, was später dazukam. Bücher, Musik, Filme.

 

Zum Beispiel Südfrankreich. Erst zwanzig Jahre später und weit weg, vertiefte sich der Eindruck. Dort lebten im Mittelalter die Katharer.

 

Beim Thema "Mosaikfenster" habe ich über die Katharer im 14, Jahrhundert geschrieben. Sie verehrten das Licht als stärkste Energiequelle, auch als gedankliche Kraft.

 

In Nordspanien hatten 1986 viele Fischerdörfer sich auf den Massentourismus eingestellt, aber das Angebot ließ viele Plätze offen. Freie Strände. In der Mittagshitze fast leere Lokale mit Außentischen. Dort konnte man mit Einheimischen sprechen und die Erinnerungen an Salvador Dali (1904 -1989) anschauen.

Er malte fotorealistische Bilder, deren Details so zusammengestellt waren, dass sie wie nächtliche Träume wirkten. Das Eigenleben der Traumbilder sind ein zentrales Thema der Psychoanalyse, die damit Störungen im Bewusstsein findet und heilt. Dali lebte in einer sonnenhellen Landschaft, in Figueres,  und hat ihre Motive in seine Bilder übernommen.

 

Tagsüber war man damals mitten in dieser Landschaft. Die Erinnerungen sind nicht verblasst, nur die Nebensachen. Vieles wirkt heute, als wäre es gestern geschehen.

Auch die Abende, draußen vor Traditionslokalen, mit traditioneller Musik. Ein Tagesauflug zu den Ruinen von Empùries, einem zentralen Mittelpunkt des Handels in der Antike.

 

Solche Eindrücke gab es, mit ganz anderen Details, auch in Wien, Rom und der Auswahl von Ländern, die man sich aussuchen konnte. Ein großes Panorama, das sich in der Erinnerung noch erweitert.